Bilanz des Unwetters: inzwischen über 1.000 Einsätze

Bilanz des Unwetters: inzwischen über 1.000 Einsätze

Starkregen und Hagel mit bis zu 76 Litern Niederschlag pro Quadratmeter haben am Montag, 28. Juni 2021, für große Schäden gesorgt. Straßen und Wege wurden überflutet, in vielen Gebäuden drang Wasser ein, Keller liefen voll. Mehrere Personen waren in Unterführungen, Tiefgaragen oder Kellerräumen von den Wassermassen eingeschlossen und mussten von Tauchern der Feuerwehr befreit werden.

Gegen 18.30 Uhr traf das Starkregenereignis die Innenstadt und viele Stadtbezirke Reutlingens mit voller Wucht. Wie bereits beim Unwetter knapp eine Woche zuvor, war die Reutlinger Feuerwehr vorbereitet: Nach Austausch mit dem Deutschen Wetterdienst trat der Führungsstab zusammen, wenig später wurde auch der Verwaltungsstab der Stadt Reutlingen einberufen. Alle 16 Notruf-Abfrageplätze wurden besetzt. Trotzdem war der Notruf 112 über Stunden überlastet: Zeitweise standen bis zu 1.000 Notrufe an. Bis zum Vormittag nach dem Starkregenereignis gingen inzwischen über 1.014 Einsatzmeldungen in der Leitstelle für Feuerwehr und Rettungsdienst ein, davon 661 in der Stadt Reutlingen. "Dank der hervorragenden Vorbereitung und Zusammenarbeit aller Einsatzkräfte sind wir sind sehr gut durchgekommen", zog Bürgermeister Alexander Kreher auf einer Pressekonferenz in der Reutlinger Feuerwache am Dienstagvormittag Bilanz.

Mehr als 900 Feuerwehrleute waren gemeinsam mit Kräften von THW, DLRG, DRK und von den Technischen Betriebsdiensten sowie der Stadtentwässerung Reutlingen im Einsatz. Unterstützung kam dabei aus dem ganzen Bundesland: Neben Führungskräften der Feuerwehren aus Ulm, Baden-Baden, Karlsruhe und Pforzheim waren Einsatzteams aus den Landkreisen Sigmaringen, Biberach, Böblingen, Ravensburg und Ulm mit insgesamt 31 Fahrzeugen nach Reutlingen gekommen. "Mein Dank gilt allen Mitgliedern der Blaulicht-Familie für die hervorragende Zusammenarbeit und den großen Einsatz, aber auch den Bezirksbürgermeisterinnen und Bezirksbürgermeistern,den Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der städtischen Ämter, der Eigenbetriebe und dem Land Baden-Württemberg für die großartige Unterstützung", so Feuerwehrkommandant Harald Herrmann.

Die extremen Niederschlagsmengen sorgten am Montagabend dafür, dass die Pegelstände der Echaz in der Innenstadt und in Betzingen innerhalb von Minuten stark anstiegen. Die Ortsmitte von Betzingen wurde dabei komplett überflutet. Neun wichtige Verbindungsstraßen in und um Reutlingen mussten teils bis in die Nacht wegen Überflutung gesperrt werden, darunter die B28 in Richtung Tübingen. In einer vollgelaufenen Unterführung in Dusslingen mussten mehrere Menschen aus ihren Fahrzeugen gerettet werden.

Container werden aufgestellt
Teams der Technischen Betriebsdienste (TBR) waren bis in den frühen Morgen mit der Säuberung der verschlammten Straßen im Einsatz. Auch am Tag nach dem Unwetter sind die TBR unterwegs, um Abflüsse freizulegen und Schutt zu beseitigen. Für Betroffene werden in mehreren Stadtbezirken Container aufgestellt, in denen Unwetter-bedingter Schutt oder Sperrmüll abgegeben werden kann. An folgenden Standorten werden die Container aufgestellt:

Betzingen / Kemmlerhalle
Oferdingen / Festhalle
Degerschlacht / Sportgaststätte
Sickenhausen / oben am Sportplatz
Ohmenhausen / Obere Steigstrasse beim Glascontainer sowie Hainbuchenweg an den Tennisplätzen
Gönningen / Lichtensteinstraße auf dem Parkplatz vor dem Sportplatz
Rommelsbach / Bezirksamt
Wichtig: Aus Sicherheitsgründen können dort keine Gefahrstoffe oder Elektrogeräte abgegeben werden. Um Missbrauch zu verhindern, werden die Container-Standorte verstärkt kontrolliert.

Erhebliche Schäden gab es auch am Klärwerk West in Betzingen. Wegen eines erheblichen Wassereinbruchs in den Pumpenräumen sei der Betrieb laut Torsten Müller, Fachgebietsleiter Gewässer und Hochwasserschutz bei der SER, auch am Tag nach dem Starkregen nur eingeschränkt möglich. Müller machte zudem das immense Ausmaß der Regenfälle deutlich: "Wir hatten es mit einem extremen Starkregenereignis der Stufe acht von zwölf zu tun. Für Wassermengen in dieser Größenordnung ist keine Kanalisation aufnahmefähig."

Auch am Tag nach dem Starkregenereignis waren die Einsatzkräfte in Alarmbereitschaft: Weitere Unwetter sind für die nächsten Tage angekündigt.