Achalmtunnel: Wie sich die Feuerwehr vorbereitet - GEA vom 25.10.2012

Spezialeinheit - Feuerwehr übernimmt Aufgabe als Rettungswehr und bildet 120 Kräfte im Langzeit-Atemschutz aus

Achalmtunnel: Wie sich die Feuerwehr vorbereitet

 

Von Martin Schreier

REUTLINGEN. Wer ist zuständig, wenn es im Scheibengipfeltunnel oder bei seinem Bau zum Katastrophenfall kommt? »Das war nicht nur uns, sondern auch dem Gemeinderat ein wichtiges Anliegen«, sagt Stadtbranddirektor Harald Herrmann. Grundsätzlich ist die Gemeinde für die Brandbekämpfung und technische Hilfeleistung zuständig, weil der Tunnel auf Reutlinger Gemarkung liegt.

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Spezialausrüstung für den Ernstfall im Scheibengipfeltunnel: ein Rettungstrupp mit Langzeitatemschutz. FOTO: Martin Schreier
 
 
Anders verhalte es sich bei Sonderrisiken, wie etwa beim Tunnelbau in nicht bergmännischer Bauweise. In diesem Fall müssen Bauherr und Auftragnehmer, also Regierungspräsidium Tübingen und die Firma Max Bögl, nach dem Arbeitsschutzgesetz und den Vorgaben des zuständigen Landesamtes ein Flucht- und Rettungskonzept aufstellen und eine sogenannte »Rettungswehr« bereithalten. 
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Der Scheibengipfeltunnel wird zunächst über 240 Meter in offener Bauweise erstellt. Anschließend geht es 1,6 Kilometer mit bergmännischem Vortrieb weiter. Die Feuerwehr beherrscht eine Eindringtiefe bis 200 Meter, sagt Herrmann. Was darüber hinausgeht sei ein Sonderrisiko, auf das Reutlingens Lebensretter bislang personell und gerätetechnisch nicht eingestellt waren. Nachdem sie nun beauftragt wurde, eine »Rettungswehr« zu bilden und der Gemeinderat dem in seiner Sitzung vom 27. September zugestimmt hat, bereitet sich die Feuerwehr auf ihr neues, zusätzliches Aufgabengebiet vor.

Die Übernahme der Rettungs- durch die Feuerwehr Reutlingen sei sinnvoll, weil die Stadt bei Inbetriebnahme des Straßentunnels für die Gefahrenabwehr zuständig sein wird und bis dahin ohnehin die notwendigen Voraussetzungen vorhanden sein müssen. Außerdem ergibt sich so ein Kostenvorteil für alle verantwortlichen Parteien.

Das Einsatzkonzept der Feuerwehr ist auf die Bauarbeiten abgestimmt. Da Haupt- und Fluchttunnel parallel vorangetrieben werden, sollen beim Ersteinsatz drei Truppen mit jeweils einem Führer und drei Einsatzkräften ausrücken. Eine Truppe dringt durch die Haupttunnel ein, eine durch den Fluchttunnel, und eine bleibt als Reserve vor dem Tunnel. Während der Bauarbeiten stehen zudem im Haupttunnel zwei Fluchtcontainer bereit, in denen sich Menschen bis zu vier Stunden aufhalten können. Ein weiterer steht im Fluchttunnel. Die Container werden entsprechend dem Baufortschritt weitergeschoben.

Als Rettungswagen steht der Feuerwehr ein Unimog zum Transport von Verletzten und technischem Gerät zur Verfügung. Zudem wurden drei Wärmebildkameras, drei Gasmess-Warngeräte und zwanzig Langzeit-Atemschutzgeräte angeschafft, davon acht für die Ausbildung. »Wir bilden derzeit sechzig Leute der Berufsfeuerwehr aus«, sagt Herrmann. Bis Dezember sollen noch sechzig weitere von der Freiwilligen Feuerwehr folgen. Nach den Vorschriften des Arbeitsschutzes muss die Rettungswehr einsatzbereit sein, wenn der Tunnelvortrieb 200 Meter erreicht hat. Das dürfte am 19. November der Fall sein. Dass die Führungskräfte erst im Februar 2013 ihre Lehrgänge in der Schweiz erhalten, erklärt Herrmann damit, dass es vorher nicht genügend freie Plätze gebe: »Wir sehen kein Problem darin, weil wir die Ausrüstung haben«. Im Februar sei man etwa 350 Metern tief im Berg. »Da können wir uns noch gut bewegen.« Und: Man sich mit Kollegen ausgetauscht, die damit bereits Erfahrung haben. (GEA)