Ein Jahr der Superlative

Ein Jahr der Superlative

Das vergangene Jahr 2016 war für die Abteilung Freiwillige Feuerwehr Stadtmitte der Feuerwehr Reutlingen eines der Superlative: 326 Einsätze standen für die ehrenamtlichen Feuerwehrleute zu Buche - eine Steigerung zum Vorjahr von rund 30 Prozent. Aber auch neben den Einsätzen zeigte die Abteilung großes Engagement, wie etwa die erfolgreiche Abnahme des Leistungsabzeichens in Silber von zwei Gruppen belegt. Auch einen Lehrgang zur patientenorientierten technischen Rettung nach Verkehrsunfällen führte die Abteilung durch.

Bekanntlich ergänzt die Abteilung Stadtmitte regelmäßig den Löschzug der Berufsfeuerwehr und besetzt bei längeren Einsätzen zudem die Feuerwache in der Hauffstraße, um bei Folgeeinsätzen schnellstmöglich Hilfe leisten zu können. Im vergangenen Jahr führte dies immerhin zu 29 Einsätzen, bei denen die freiwilligen Feuerwehrleute als erste am Einsatzort eintrafen. Im Vergleich zum Vorjahr bedeutet dies bei den Folgeeinsätzen einen Anstieg um 100 Prozent. "Alle Achtung, dass ihr dieses Einsatzpensum mitmacht", lobte daher auch Feuerwehrkommandand Harald Herrmann die "starke Truppe". Diese besteht derzeit aus 71 Feuerwehrleuten in der aktiven Abteilung, wobei einige Neuverpflichtungen bereits in Kürze folgen werden. Hinzu kommen 21 Mitglieder in der Altersabteilung, 17 Jugendliche in der Jugendfeuerwehr sowie 23 Mitglieder in der Kinderfeuerwehr. Diese Jugendarbeit zahlt sich aus: Im vergangenen Jahr gab es zwei Übertritte aus der Jugendfeuerwehr in die aktive Einsatzabteilung, ein Mitglied ist der Kinderfeuerwehr entwachsen und nimmt nun an den Diensten der Jugendfeuerwehr teil.

Übungsdienste sind auch für die Aktiven enorm wichtig, um den Leistungsstand zu halten und im Ernstfall sicher und zügig handeln zu können. Insgesamt wurden im vergangenen Jahr 22 Pflichtdienste durchgeführt, hinzu kamen zehn Zusatzdienste, fünf Basic- und sieben Maschinistendienste. Drei Mitglieder der Abteilung absolvierten im vergangenen Jahr ihre Grundausbildung, je zwei Feuerwehrleute bestanden den Atemschutz- bzw. Maschinistenlehrgang, je ein Mitglied der Abteilung den Drehleiter-, bzw. Gruppenführer- und Zugführerlehrgang. Rund 20 Aktive der Abteilung Stadtmitte absolvierten den Lehrgang "Patientenorientierte technische Rettung", welche eine Effektive und zugleich für den Verletzten schonende Rettung mit hydraulischem Rettungsgerät nach Verkehrsunfällen übt.

Erstmals gefordert war die Abteilung Stadtmitte im vergangenen Jahr bereits in der Neujahrsnacht, als im Ringelbachgebiet kurz vor 5 Uhr mehrere Mülleimer brannten. Die Abteilung Stadtmitte rückte mit zwei Löschgruppenfahrzeugen aus und löschte insgesamt vier Kleinbrände ab. Hinzu kam in dieser Nacht noch eine Transportunterstützung für das Deutsche Rote Kreuz. Fast jeder dritte Alarmierung der Abteilung erfolgte aufgrund der Auslösung einer automatischen Brandmeldeanlage. Bei zwei Einsätzen am Klinikum am Steinenberg zeigte sich, dass trotz zahlreicher Fehlalarme der Einsatz dieser Anlagen schlimmeres verhindern kann: Einmal hatte auf dem Herd vergessenes Essen zu einer Verrauchung im Personaltrakt geführt, bei einem weiteren Alarm über BMA war in der Klinik ein Mülleimer nach einer Brandstiftung in Flammen aufgegangen. Aufgrund der zunächst unklaren Lage wurde durch den Einsatzleiter der Berufsfeuerwehr jeweils der zweite Löschzug der Abteilung Stadtmitte nachgefordert.

Breites Einsatzspektrum

Im April folgte ein Fahrzeugbrand in einer Tiefgarage in Rommelsbach, bei dem drei Feuerwehrleute nach einem Stromschlag vorsorglich zur Überwachung ins Krankenhaus eingeliefert werden mussten. Dieser Einsatz zeigte deutlich, dass das Engagement in der Freiwilligen Feuerwehr eben nicht immer ungefährlich ist. Umso eindringlicher mahnte Feuerwehrkommandant Herrmann in seiner Ansprache, die intensive Ausbildung fortzusetzen und "auch wenn es kritisch wird, den Kopf einzuschalten". Mahnung hierbei müssten auch die tödlichen Unfälle in Schwäbisch Gmünd und Marne sein, bei denen zwei Feuerwehrleute im Einsatz verunglückten. "Das kann uns allen passieren, wenn wir ein Stück weit nachlässig werden", sagte Herrmann und ergänzte: "Wir müssen den Respekt vor dem Feuer behalten und dürfen Befehle nie wegschieben."
Zur Überlandhilfe rückte die Abteilung Stadtmitte im Mai zu einem Großbrand nach Dettingen aus, dort brannte der Dachstuhl eines leerstehenden Fabrikgebäudes auf ganzer Länge. Ende Mai galt es Sandsäcke und Technik nach Ulm und Laupheim zu transportieren, um bei Hochwassereinsätzen zu unterstützen. Dies waren die ersten Vorboten auf den Juni, als nach Gewitter mit Starkregen Pfullingen überflutet wurde und die Echaz im Reutlinger Stadtgebiet über die Ufer trat. Der Wasserstand stieg dabei so schnell an, dass an der Lederstraße Menschen über die Drehleiter aus einem umspülten Gebäude gerettet werden mussten. Innerhalb der nächsten 16 Stunden war die Abteilung an 40 Einsatzstellen gefordert und half sowohl im Stadtgebiet, als auch im stark betroffenen Pfullingen. Es war nicht der letzte Hochwassereinsatz für die Abteilung: Als Starkregen auch im Ermstal für schwere Schäden sorgte, war die Reutlinger Feuerwehr erneut mit dem Transport von Sandsäcken gefragt. Diese Logistikaufgaben übernimmt hauptsächlich die Abteilung Stadtmitte der Freiwilligen Feuerwehr.

Aber auch Brandeinsätze forderten die Wehrleute: Im Juli waren bei der Firma Renz mehrere hundert Tonnen Altpapier in Brand geraten, bei hohen Temperaturen waren dabei vor allem die Atemschutzgeräteträger stark gefordert. Auch der Brand des alten Bahnhofes in Gönningen sowie zwei Wohnungsbrände in der Tübinger Straße forderte die Abteilung Stadtmitte. Das Einsatzspektrum stellte sich aber noch vielfältiger dar: Bei einem Bauunfall in der Schieferstraße etwa musste ein verunglückter Arbeiter aufwendig über die Drehleiter gerettet werden.

Weichen für die Zukunft gestellt

Um all diese Einsätze erfüllen zu können, ist natürlich auch die dazugehörige technische Ausstattung notwendig. Auch in diesem Bereich hat sich im vergangenen Jahr viel getan: Die Mitglieder der Abteilung wurden mit neuen digitalen Meldeempfängern ausgestattet, außerdem übernahm die Abteilung Stadtmitte das nur wenige Jahre alte Hilfeleistungs-Löschgruppenfahrzeug (HLF 20) der Berufsfeuerwehr als Ersatz für ein in die Jahre gekommenes Löschgruppenfahrzeug (LF 16/12). Außerdem erhielt die Abteilung als Ersatzbeschaffung einen neuen Gerätewagen-Transport mit Ladekran. Im Jahr 2017 wird die Erneuerung der Fahrzeuge weitergehen: So übernimmt die Abteilung die Drehleiter der Berufsfeuerwehr, was im Jahresverlauf weitere Schulungen notwendig machen wird. Auch die Ersatzbeschaffung eines Wechsellader-Fahrzeugs ist geplant, kündigte Kommandant Herrmann an.

Weichen für die Zukunft stellten aber auch die Mitglieder der Abteilung Stadtmitte selbst: Bei den Wahlen wurde ein neuer stellvertretender Abteilungskommandant gewählt, da Markus Haid dieses Amt nach zehn Jahren abgab. Joachim Stiegele wurde daraufhin durch die Feuerwehrleute zum neuen Stellvertreter von Abteilungskommandant Christoph Haas gewählt. "Ich freue mich schon auf das Amt und hoffe auf eure Unterstützung", meinte Stiegele direkt nach seiner Wahl. Gewählt wurde auch ein neuer Abteilungsausschuss: Ihm gehören künftig Markus Haid, Stephan Riehle, Carolin Häußler, Egon Häußler, Wolfgang Popp, Michael Beck, Manuel Mahnke und Lukas Mager an.

Ehrungen und Beförderungen

Für langjährige Dienstzugehörigkeit bei der Feuerwehr Reutlingen wurden geehrt: Joachim Stiegele (15 Jahre), Christoph Haas, Aledin Hodzic (beide 20 Jahre), Michael Beck, Andreas Magdalinski (beide 25 Jahre), Christian Wittel (30 Jahre), Robert Almer, Roland Haid (beide 50 Jahre), Eberhard Krohmer (55 Jahre), Karl-Heinz Rau (60 Jahre), Werner Böbel, Walter Weiblen (beide 65 Jahre).
Für lückenlosen Dienstbesuch wurden geehrt: Steven Brändle, Sebastian Heck, Tobias Maier, Lucas Mager (alle 1 Jahr), Kay Häußler, Jean-Pierre Herrle (beide 2 Jahre), Björn Bulkowski, Robin Schmand (beide 3 Jahre), Stephan Riehle, Marcel Rometsch, Steffen Seitz, Alexander Thomys (alle 4 Jahre), Carolin Häußler, Maximilian Krohmer, Johannes Merz, Fabian Wendler, Benjamin Haas, Alexander Sautter (alle 5 Jahre), Benjamin Kaufmann, Joachim Stiegele (beide 6 Jahre), Florian Launer, Manuel Mahnke, Sebastian Wieder (alle 7 Jahre), Benjamin Stangl, Christian Wittel (beide 11 Jahre), Christoph Haas (12 Jahre), Michael Beck, Marcel Petersik (beide 14 Jahre), Markus Haid (19 Jahre), Egon Häußler (24 Jahre), Wolfgang Popp (27 Jahre).
Als Feuerwehrmann-Anwärter verpflichtet wurden Amanda Takemura, Christopher Wendler, Ihno Raab und Pascal Herrle. Zum Feuerwehrmann befördert wurden Maria Koltsidou, Kay Häußler, Sascha Hick und Steven Brändle. Zum Oberfeuerwehrmann befördert wurden Carolin Häußler, Maximilian Krohmer, Martin Merz, Martina Maciejewski, Alexander Thomys und Fabian Wendler. Als Löschmeister tut künftig Benjamin Stangl seinen Dienst. Markus Häußer und Tobias Kreß wurden zu Hauptlöschmeistern befördert.

Alexander Thomys