Einsatzübung "Wintermarathon" des Roten Kreuzes und der Johanniter Unfallhilfe

Einsatzübung "Wintermarathon" des Roten Kreuzes und der Johanniter Unfallhilfe

Kräftig über die Stränge geschlagen haben kürzlich einige Mitglieder der Abteilung Stadtmitte an der Grillstelle Alteburg. Immerhin: Diese Schlittenfahrt dürfte die erste in diesem Winter in der Region gewesen sein. Glücklich gelaufen ist sie aber keineswegs. Verwirrt? Mehr dazu steht in unserem Bericht!

Einen "Wintermarathon" der besonderen Art hatte kürzlich die Bereitschaft des Reutlinger Ortsvereins des Deutschen Roten Kreuzes absolviert. Zusammen mit den Einsatzkräften der Johanniter Unfallhilfe hatten die DRK-Helfer bei einer Einsatzübung gleich sieben Personen zu betreuen. Ein schwieriges Szenario, dass den ehrenamtlichen Einsatzkräften einiges abverlangte.

Dunkel, unübersichtlich, rutschig und eng: So präsentierte sich das Übungsgelände an der Alteburg, das für die Einsatzkräfte nur auf Feldwegen und zu Fuß zu erreichen war. Was war geschehen? Beim Aussichtsturm hatte eine fünfköpfige Gruppe gefeiert und dabei zu kräftig ins Glas geschaut: Einer der jungen Männer war im Vollrausch auf dem Turm eingeschlafen und drohte zu Unterkühlen, während eine Begleiterin nach dem Essen von Hanfkeksen plötzlich unter Wahnvorstellungen litt und nicht mehr zurechnungsfähig war. Das waren augenscheinlich auch zwei weitere Männer nicht, die angetrunken und im Übermut des ersten Schneefalls zu einer Schlittenfahrt starteten. Ein 29-Jähriger verbremste sich dabei, blieb mit dem Fuß hängen und zog sich eine Knöchelverletzung zu. Sein Mitfahrer fuhr auf dem Schlitten weiter - und krachte in ein Mädchen, dass mit seiner Mutter am Ende des Hügels einen Spaziergang machte. Während das Kind sich dabei eine Verletzung an der Hand zuzog, erlitt die Mutter einen Schock und der Schlittenfahrer ging so unglücklich zu Boden, dass er mit einer Rückenverletzung liegen blieb. Der einzig übrige aus der Partygruppe, dem selbst nichts geschehen war, verlor den Überblick und setzt einen wenig informativen Notruf ab.

Für die ersteintreffenden Kräfte der Reutlinger DRK-Bereitschaft stellte sich die Lage dann auch als sehr unübersichtlich dar. "Die Anzahl der Patienten zu erkennen und ihre Verletzungen einzuordnen, war zunächst wirklich schwierig", bilanzierte Einsatzleiter Andreas König dann auch nach der Übung. Während sich König einen ersten Überblick über die Lage verschaffte, trafen nach und nach weitere Einsatzkräfte der Bereitschaft ein: Insgesamt zwölf Helfer des Roten Kreuzes, die mit zwei Rettungswagen, einem Krankentransportwagen, einem Gerätewagen und dem neuen Mannschaftstransportwagen zur Alteburg ausrückten. Verstärkt wurde die DRK-Bereitschaft, die im Ernstfall etwa bei langwierigen Brandeinsätzen oder zur Absicherung von Großereignissen wie dem Stadtfest im Einsatz ist, durch vier Mitglieder Johanniter Unfallhilfe, die mit einem Fahrzeug und ihrer mobilen Feldtrage anrückten.

Nach und nach versorgten die Einsatzkräfte die Verletzten - fünf davon waren Mitglieder der Abteilung Stadtmitte der Freiwilligen Feuerwehr Reutlingen, die von Matthias Raster und Dany Bürger vom DRK-Ortsverein Kirchentellinsfurt-Kusterdingen zuvor realistisch geschminkt worden waren. Raster und Birker waren anschließend noch als Beobachter bei der Einsatzübung dabei und konnten anschließend wertvolle konstruktive Kritik in die Nachbesprechung einbringen. "Das war ganz großes Kino", lobte Raster nicht nur die schauspielerische Leistung der Verletztendarsteller, sondern auch die "große Ernsthaftigkeit und Ruhe", mit der die Helfer von Rotem Kreuz und Johanniter Unfallhilfe in Aktion traten. Dies habe er so bei weitem nicht bei allen Übungen gesehen, erklärte Raster. Mit der Versorgung der Patienten war die Übung indes nicht beendet: Gesichert wurden alle in den Rettungswagen zur DRK-Wache in die Lederstraße gefahren, wobei der Kontakt mit der Leitstelle und die Übergabe der Patienten an die Klinik samt der dazugehörigen Formalitäten und Transportprotokollen geprobt wurde. "Gerade der Transport von Verletzten ist für die meisten unserer Helfer neu", erklärte dazu Miriam Martin, die zusammen mit Jonah Schuster die Reutlinger DRK-Bereitschaft leitet. In den letzten Monaten sei die DRK-Bereitschaft hierzu aber öfter hinzugezogen worden, um den hauptamtlichen Rettungsdienst zu entlasten.

Zur DRK-Bereitschaft in Reutlingen gehören insgesamt rund 70 ehrenamtliche Helfer, wobei für Einsätze im Schnitt 25 Aktive zur Verfügung stehen. Alarmiert wird die Bereitschaft bei Einsätzen im Stadtgebiet, wie etwa bei der Amoklage im Sommer. Auch bei Auslösung der Brandmeldeanlage am Ursulabergtunnel in Pfullingen wird die Bereitschaft neben der Schnellen Einsatzgruppe (SEG) des Roten Kreuzes alarmiert und besetzt die Wache in der Lederstraße. Häufig zum Einsatz kommen die DRKler auch bei Einsätzen als Helfer vor Ort (HvO), als professionelle Ersthelfer verkürzen die Ortskräfte dann den Zeitraum bis zum Eintreffen des Rettungsdienstes. HvO-Einsätze decken die DRK-Helfer derzeit in Betzingen, Orschel-Hagen, Rommelsbach, Sickenhausen und Degerschlacht ab. "Mit weiteren Aktiven könnten wir auch die anderen Ortsteile abdecken", ist Bereitschaftsleiterin Martin stets auf der Suche nach neuen ehrenamtlichen Mitgliedern für die Bereitschaft. Geübt wird jeden zweiten Freitag im Monat von 19.30 bis 21.30 Uhr. Interessierte - auch ohne Vorkenntnisse - sind dabei stets willkommen. Nach einer Grundausbildung und dem Sanitätshelferkurs können diese dann bei Sanitätsdiensten eingesetzt werden oder über digitale Meldeempfänger zu Einsätzen der Bereitschaft alarmiert werden. Dabei kooperiert das DRK - wie auch in der jüngsten Großübung - mit den Kräften der Johanniter Unfallhilfe. "Wir arbeiten auch bei Sanitätsdiensten zusammen und haben uns gegenseitig auf die Fahrzeuge der jeweiligen Einheiten eingewiesen", erzählt Martin.

Die Großübung, bei der neben den DRK-Ortsvereinen Reutlingen und Kirchentellinsfurt-Kusterdingen auch die Johanniter Unfallhilfe und die Abteilung Freiwillige Feuerwehr Stadtmitte der Feuerwehr Reutlingen beteiligt waren, ist dennoch eher selten. "In dieser Größenordnung haben wir gut zwei Jahre nicht mehr geübt", erklärt Martin. Bei der Manöverkritik nach der Übung wurde aber eines deutlich: Allen Helfern hat die Einsatzübung wirklich Spaß gemacht - und gelernt wurde dabei auch eine Menge.


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